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  • AutorenbildDonato Emilio

Was ist eine Hommage? 3 Hommage-Uhren, die diesen Namen wirklich verdienen

Kennst Du diese Uhren, die wie eine Rolex, Patek Philippe, Audemars Piguet oder Omega aussehen, sich bei genauem Hinsehen jedoch als Parnis, Bersigar oder Pagani Design entpuppen? Genau um diese Uhren geht es in diesem Artikel nicht. Doch bevor ich Dir 3 Hommage-Uhren zeige, die diese Bezeichnung wirklich verdient haben, klären wir erst ein für alle Mal die Frage: Was ist denn eigentlich eine Hommage?


Tudor Black Bay 58 am Handgelenk

Ich bin immer wieder erstaunt, was in der Uhrenwelt als Hommage durchgeht und wie negativ behaftet dieses Wort in Verbindung mit Uhren ist. Eins vorweg: Ich bin nicht im geringsten daran interessiert, die Moralkeule zu schwingen oder die günstigen Uhren aus Fernost in ein schlechtes Licht zu rücken. Es spricht nichts dagegen, Uhren zu tragen, die ein gewisses Vorbild nacheifern. So kann das bekannte Submariner-Design erst einmal ausgiebig ausprobiert werden, bevor es ans Eingemachte geht und die teure Nautilus muss nicht für Gartenarbeiten oder Spielplatzbesuche herhalten.


Wir dürfen vor allem eines nicht vergessen: für viele Menschen sind diese Uhren die einzige Möglichkeit, ein bekanntes und begehrtes Uhren-Design tragen zu können. Nicht jeder hat die Möglichkeit, tausende von Euro für eine Uhr zu sparen, geschweige denn auszugeben. Ein Design 1:1 zu kopieren und mit einem anderen Namen zu versehen, hat jedoch herzlich wenig mit einer Hommage zu tun.


Was ist eine Hommage?


Eine Hommage ist ein eigenständiges Werk, eine Veranstaltung oder eine Darbietung, die eine andere Person ehrt, die als besonders inspirierend, vorbildhaft oder wegweisend gilt. Wird ein Merkmal, welches für einen Künstler typisch ist, aufgegriffen und im eigenen Werk verwendet, handelt es sich um eine Hommage. Das kann in der Musik eine Melodie, eine Textpassage oder ein Tribut-Album sein. Bei Filmen muss ich beim Thema Hommage sofort an Quentin Tarantino denken. Seine Filme sind voller Verweise auf Künstler und Werke, die den genialen Regisseur inspiriert haben.


So ist der gelbe Anzug der Hauptfigur Beatrix Kiddo in „Kill Bill Vol.1“ eindeutig eine Hommage an Bruce Lee, der in seinem letzten, nicht fertig gestellten Film „Game of Death“ einen ähnlichen Anzug trug. Während der gesamte Film eine Liebeserklärung an asiatische Kampfkunstfilme ist, erinnert gerade der 5. Kapitel von „Kill Bill Vol. 1“ an Bruce Lees letzten Film. Es scheint fast so, als hätte Tarantino „Game of Death“ für den verstorbenen Kampfsportler auf eine überzeichnete Art und Weise endlich fertiggestellt und ihm damit so etwas wie die letzte Ehre erwiesen.


Bei Uhren gibt es diese Form der Huldigung auch. Wenn die Designer bei Omega den Punkt über die 90 oder das Step-Dial aus der Mottenkiste holen und in die neueste Speedmaster-Version einbauen, handelt es sich um nichts anderes als selbstreferentielle Verweise auf die Geschichte der ikonischen Moonwatch.


"dot over 90" und Step Dial nehmen Bezug auf die Vergangenheit der Moonwatch

3 Hommagen-Uhren, die diesen Namen wirklich verdienen Eine Hommage ist also so etwas wie ein eigenständiges Werk, welches seine Inspirationen ehrt und auf die eine oder andere Art und Weise darauf verweist. Es hat eher weniger damit zu tun, ein vollständiges Musikstück zu covern, ein Film-Remake zu drehen oder ein Uhrendesign zu kopieren und mit anderem Namen auf dem Zifferblatt zu veröffentlichen. Lasst uns deshalb 3 Hommage-Uhren ansehen, die diesen Namen wirklich verdient haben.


Tudor Black Bay Fifty-Eight – Die Zeitmaschine


Tudor Black Bay 58
Die Tudor Black Bay Fifty-Eight fühlt sich an wie eine Zeitreise in die fünfziger Jahre

Die Tudor Black Bay 58 zu tragen fühlt sich ein klein wenig an, wie eine Zeitreise in die fünfziger Jahre zu unternehmen: Das raue, mattschwarze Zifferblatt, die große Krone, die Nieten auf dem Armband, die vergilbten Indizes, das rote Dreieck auf der Lünette: Die charmante Taucheruhr könnte ebenso eine Submariner aus dem Jahre 1958 sein. Genau deshalb ist die 58 im Namen.


Zum Glück ist nicht alles so antik, wie es aussieht: Das 39 mm Gehäuse ist genau das, was sich Uhrenfans aktuell wünschen, die Taucheruhren aus den fünfziger Jahren waren aber tatsächlich noch viel kleiner. Das gewölbte Saphirglas fängt den Charme der damaligen Plexigläser perfekt ein, ohne das Thema Alltagstauglichkeit vernachlässigen zu müssen. Die Haptik ist phänomenal und hat nichts mit den klapprigen Vintage-Uhren zu tun. Alleine an der Lünette zu drehen ist die pure Freude, der knackige Sound sorgt für eine regelrechte Gänsehaut.


Die Tudor Black Bay Fifty-Eight ist wie eine perfekt erhaltene Uhr aus 1958, die nochmals auseinander gebaut und für die heutige Zeit perfektioniert wurde. Der Snowflake-Zeiger ist ein Verweis auf die eigene Firmengeschichte, in der ursprünglichen Submariner aus 1958 war dieser jedoch noch nicht Teil des Designs. Trotz der frappierenden Ähnlichkeit ist es am Ende des Tages eben eine Black Bay, die Bezug auf die alte Submariner nimmt und keine lieblose 1:1 Kopie.


Tudor beherrscht das Thema Hommage wie kein anderer Luxusuhren-Hersteller. Dinge wie der Snowflake-Zeiger, der „Rotor Self-Winding“ Schriftzug und die „Big Crown“ Krone mit der Rose sind liebevolle, selbstreferentielle Verweise. Sie finden immer wieder auf Tudor-Uhren Verwendung und sorgen für einen einzigartigen Charme.


Lorier Gemini – Liebeserklärung an eine große Epoche


Chronograph mit weißem Blatt und schwarzen Totalisatoren
Die Lorier Gemini ist das Paradebeispiel einer gelungenen Hommage-Uhr

Die Lorier Gemini ist ein Paradebeispiel für eine gelungene Hommage-Uhr. Die Microbrand-Uhr bezieht ihre Inspiration aus mehreren Renn-Chronografen, die der Hersteller stolz auf seiner Homepage präsentiert. Trotz all den Anleihen ist die Lorier Gemini eine eigenständige Uhr. Die Hommage, die hier stattfindet, richtet sich viel mehr an den Zeitgeist und den Uhren der sechziger und frühen siebziger Jahren. Der 39 mm große Handaufzugschronograf besitzt eine große Ähnlichkeit mit dem Eberhard Contograf mit der Referenz 31501-806. Weitere, legendäre Chronografen, die für das gelungene Design Pate standen, sind unter anderem die Rolex Daytona Ref. 6263, die Heuer Montreal und die Heuer Autavia, die Zeiger könnten hingegen auch von einer Omega Seamaster stammen.


Der Name „Gemini“ ist eine Hommage an das gleichnamige Raumfahrtprogramm, welches zwischen 1965 und 1966 stattfand. Das eher unterschätzte Nasa-Programm war maßgeblich für die darauffolgenden, erfolgreichen Apollo-Missionen, sowie den Landungen auf dem Mond mitverantwortlich. Spätestens hier wird deutlich, worum es sich bei der Lorier Gemini handelt: eine Liebeserklärung an eine große Epoche. Die Qualität der Lorier weiß zu überzeugen: Das mattierte Gehäuse besitzt polierte Fasen, die große Krone trägt zum Vintage-Charme bei. Dieser wird bei Lorier großgeschrieben: Der amerikanische Hersteller ließ es sich nicht nehmen, ein Plexiglas als Designelement zu verwenden - typisch für die Uhren aus dieser Zeit.


Armband und Schließe sind für eine Uhr, die offiziell 499 $ kostet, phänomenal, selbst teurere Einsteiger-Uhren wie die Tissot PRX verfügen nicht über solch ein hochwertiges Band. Die erste Gemini-Serie wurde mittlerweile eingestellt, eine zweite Serie ist in Arbeit. Wenn Du eine gelungene Hommage abseits des Mainstreams suchst, könnte die Lorier Gemini genau Deine Uhr sein.


Swatch X Omega MoonSwatch – Speedmaster mal anders


Bunte Uhr am Handgelenk
Die MoonSwatch - eine gelungene und witzige Hommage an die legendäre Omega Speedmaster

Die polarisierende MoonSwatch ist trotz aller Kritik vor allem eines: eine gelungene, witzige Hommage an die legendäre Speedmaster. Alle wichtigen Designmerkmale einer waschechten Moonwatch sind enthalten. Das asymmetrische Gehäuse, die unverkennbare Tachymeterlünette, die markante Krone und auch die Beschriftungen sind identisch zur Omega Speedmaster. Die MoonSwatch ist jedoch alles andere als eine lieblose Kopie der legendären Moonwatch.


Swatch nimmt das ikonische Speedmaster-Design und stellt es völlig auf den Kopf. Diese Speedmaster kommt mit bunten Farben, Quarzwerk und Kunststoff-Gehäuse daher und kostet gerade mal so viel wie eine Modeuhr aus dem Kaufhaus. Klingt skandalös? Ist es ein klein wenig auch. Dies hat jedoch dazu geführt, dass das Thema Uhren noch mehr in den Mainstream gerückt ist und ikonische Original nochmal ordentlich an Popularität gewonnen hat. Ganz ehrlich: das hätte selbst der teuerste Omega-Werbespot nicht geschafft.


Die MoonSwatch ist ein gewaltiger Tritt in den Hintern der Luxusuhrenbranche. Dieser war meiner Meinung nach bitter nötig, denn die traditionelle und auch eingestaubte Luxusuhren-Welt nimmt sich oftmals viel zu ernst. Uhrenliebhaber sammeln Uhren vor allem, weil sie Spaß und Freude dabei empfinden. Aus diesem Grund hoffe ich, dass wir in Zukunft mehr von solchen Projekten sehen werden: sie machen das Thema Uhren noch mehr Menschen zugänglich und erreichen ein neues Publikum, dadurch gewinnen Uhrenfans und Branche gleichermaßen.


Zugegeben: Auf die „Mission To The Moon“ hätte Swatch vielleicht lieber verzichten sollen, diese ist dann doch zu nah am Original. Die anderen 10 Versionen der MoonSwatch sind hingegen eigenständig und oftmals auch witzig umgesetzt. Die MoonSwatch ist eine tolle Hommage-Uhr, die eine Menge Spaß macht und das Thema Speedmaster einfach mal anders umsetzt.

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Convidado:
02 de out. de 2022

Du hast es auf dem Punkt gebracht was eine Hommage Uhr ist. Top Artikel

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